Ideen, Irrtümer, Linguistik
Reine Ideen
existieren oder sie sind Irrtümer.
"De
Tönu gliicht em Wisu meeh aus de Wisu seech sälber"
Steigerung:
"Dää gliicht eehm meeh als är seech sälber"
Die Idee
von Identität ist ein solches Beispiel.
Wenn die
Idee von Identität darin besteht, dass es in der Welt Elemente gibt, die in
Bezug auf alle wahrnehmbaren Eigenschaften und Verhaltensweisen unter allen
Bedingungen, gleichzeitig und ungleichzeitig gleich sind, gibt es sie in der
realen Welt nicht, ist sie folglich eine reine Idee oder durch
Wahrnehmungsirrtümer entstanden.
Eine Idee
muss keine Entsprechung in der wahrnehmbaren Welt haben und auch nicht in
unserer Welt vorgefunden worden sein.
Die Idee
von der Identität von Elementen kann nach genauer Untersuchung der
wahrnehmbaren Weltgegenstände nicht bestätigt werden.
Allenfalls
kann diese Idee, diese Vorstellung durch (absichtliches und unabsichtliches)
Ausserachtlassen oder nicht Wahrnehmen von Differenzen entstanden sein.
Sie wäre so
ein vorläufiger Irrtum, der sich bei genauer Betrachtung als solcher
herausstellen wird.
Herleitung:
Differenzieren,
Identifizieren, Gruppieren, Beziehung sehen oder herstellen.
Mögliche Chronologie:
1. Im
Anfang: "a"
Wahrnehmung
von Element "a", setzt Element "Nicht-a" schon voraus,
schliesst "Nicht-a" schon mit ein, weil wovon sollte es sonst
unterschieden werden können? Von sich selbst alleine kann es sich nicht
unterscheiden. Es wäre mit sich identisch, ohne Anderes. Ein im Nichts
schwebendes Element, wobei diese Aussage das Gegenstück zu "a" schon
kreiert hat: "das Nichts".
Ausser es
würde sich als Vielfaches und doch Identisches wahrnehmen, wie eine Person
sozusagen. Doch was sollte vervielfacht werden, wenn es nur Eins gibt, ein
"a", das erste aller Elemente?
Ausser, wir
spalten das erste Element als etwas quasi im Nichts Schwebendes durch unsere
Betrachtung selbst auf oder es wird vor unseren Augen ohne unser Zutun
aufgespaltet. Das wäre eine weitere Frage: Tun wir es durch unsere Betrachtung
oder wird es vor uns ohne unser Zutun veranstaltet.
2.
Fortsetzung: Differenzieren nach a und Nicht-a
Aufspaltung
oder besser Abheben von "a" in "a" und "nicht-a",
also zum Beispiel "a" und "b", oder von "a" und
"a's Hintergrund", vor dem es erscheint.
Alles
Wahrnehmbare "a" braucht folglich mindestens einen von ihm
unterscheidbaren Hintergrund, der nicht mit "a" identisch ist.
3.
Fortsetzung: Anwendung einer Idee/Vorstellung von Identität
Schon etwas
als nicht identisch zu bezeichnen, setzt die Idee von etwas Identischem voraus.
"a und
b sind identisch, a ≡ b also eigentlich a ≡ a, mit sich selbst identisch."
Identität
identifizieren
Mit den
Worten eines Schulfreundes, Patrick Bucheli: "dä gliicht ehm jo meh als är
seech sälber...",
was hier
nicht ausdrücklich die Identität postuliert, doch mit Ähnlichkeit, die ich
weiter unten behandle, der Idee nahe kommt:
Ein zweites
Element "b" das mehr gemeinsame Eigenschaften mit Element
"a" aufweist als das erste Element "a" mit sich selbst.
Was hinzu
kommt: Implizit kann hier auch gemeint sein, dass das zweite Element
"b" mehr Eigenschaften von "a" hat, als es mit eigenen
Eigenschaften identisch ist.
Die Idee,
dass Identität von Elementen existiert, wird auf ein erstes Spaltresultat
"a" und "nicht-a" aufgedrückt, wenn willkürlich festgelegte
Identitäts-Kriterien scheinbar erfüllt werden.
z.B.:
Wenn zwei
Freunde am gleichen Tag im gleichen Jahr geboren sind, sind sie gleich alt. Ob
eine Minute früher oder später, ist für die meisten Gesprächs-Situationen für
die Beteiligten nicht wichtig.
Wasser kann
als Ansammlung von identischen H2O Molekülen gesehen werden.
Wenn ich 10
Leute befrage, ob diese Haare dieser beiden Frauen rot seien und 9 von 10
bejahen, sind sie rot, weil die Mehrheit bejaht.
Die Idee
von Identität beeinflusste auch unsere Kenntnisse vom Erbmaterial, das in allen
Zellen identisch sein soll, was es tatsächlich nicht ist, weil dauernd Prozesse
ablaufen, die es in jeder Zelle verändern.
"a ≡ a" ist eine reine Vorstellung, eine Idee, weil sie immer eine
Entsprechung in der realen Welt als Beweis verlangt, die aber nicht gefunden
werden kann.
Ist somit
die Definition "Idee", dass sie eine Vorstellung ist, die nur mit
sich identisch sein könnte, und sich bei genauer Betrachtung keine Entsprechung
in der realen Welt finden wird?
Kann etwas
mit sich selbst identisch sein? Oder ist das tatsächlich eine Idee, die sich
nie bestätigen lassen wird.
Existiert
in der realen Welt tatsächlich nur "a ≢ a" und "a ≢ b" ?
Sowohl
Alltagssprache als auch wissenschaftliche Sprache verwendet die Idee von
Identität für praktische Zwecke: scheinbar identische Elemente können zu
Gruppen zusammengefasst werden, welche wiederum verwendet werden können, um
weitere Elemente zu finden, die in die definierte Gruppe passen.
"Identität"
wäre somit eine Hypothese, die jederzeit widerlegt werden kann.
Das trifft
auch auf unsere wahrgenommene persönliche Identität zu: wir nehmen an, dass wir
tatsächlich identisch mit der Person sind, die wir jetzt in diesem Moment
wahrnehmen.
Natürlich
sind wir schon in den Augen anderer Personen nicht dieselbe Person, allenfalls
sind wir das Produkt Wahrnehmungen Dritter, die uns aber nicht zugänglich sind.
Differenzieren
Differenzieren
setzt ein potentiell wahrnehmungsfähiges, teilbares Element voraus. Dieses muss
sich von etwas Anderem unterscheiden lassen. Insofern braucht es eine (selbst-)tätige
Aufteilung. Wie ein Urknall, der aus Nichts teilbare, mindestens zwei
differenzierbare Elemente hervorbringt.
Etwas für
identisch erklären, stellt eine 1:1 Beziehung zwischen mindestens zwei
wahrgenommenen differenzierten Elementen her.
Wie eine
erste vorgestellte Strecke zwischen zwei ersten Elementen. Die ersten beiden
Elemente würden so als etwas Anderes, Differenziertes und doch Identisches an
beiden Enden der Strecke vorgestellt.
Differenzieren
eines Differenzierten und anschliessendes Gleichstellen beider Elemente, für
identisch erklären, ist Voraussetzung zur Etablierung von Identität.
Das heisst,
dass überhaupt davon gesprochen werden kann, dass etwas Identisches existieren
könnte, muss zuerst etwas von etwas anderem unterschieden werden können. Es
bräuchte also mindestens zwei wahrnehmbare "Ur-Elemente", die im
Nachhinein als gleich deklariert werden könnten.
Was
offensichtlich falsch ist, denn wie sollen zwei Elemente in Bezug auf alle
zeitlichen und räumlichen Eigenschaften identisch sein können, wenn wir uns nur
einem gleichzeitig widmen können?
Insofern
ist die Idee "Identität" wirklich "nur" eine Idee, eher
eine Illusion, die keine Entsprechung findet. Und doch ist diese Idee
Voraussetzung, um überhaupt von und über etwas sprechen und denken zu können,
genausosehr wie die Differenz. Doch am Anfang des Wahrnehmens und Denkens steht
die menschliche Aktivität des Differenzierens von mindestens einem Element von
mindestens einem anderen.
Ohne
Unterscheidung durch menschliches Wahrnehmen wäre auch Sprache und Denken nicht
möglich.
Differenzieren
ist Voraussetzung für Differenzen, Differenzen sind Voraussetzung für die
Vorstellung von Identität, die jedoch jederzeit wieder aufgelöst werden kann,
durch Auffinden von Differenzen zwischen vorerst als identisch erklärten
Elementen.
Ähnlichkeit
Und
Ähnlichkeit? Ähnlichkeit ist ein abstrakterer Begriff als Identität, weil er
von Identifiziertem, Gruppiertem ausgeht, zulässt, dass gewisse Elemente zur
Gruppe gehören, die nicht alle zur Identität (Gleichheit) notwendigen Elemente
(Eigenschaften, Attribute?) aufweist.
Wobei zu
bemerken ist, dass es in diesem Sinn gar nie etwas 100 Prozent Identisches,
Gleiches geben kann, vor allem wenn wir alle möglichen Dimensionen in Raum und
Zeit mitbetrachten.
In diesem
Sinne ist auch eine etablierte Ähnlichkeit eine Gruppe unidentifizierter
Elemente. Zumindest nicht abschliessend identifizierten (bestimmten) Elementen.
Auch hier
besteht nur eine bestimmte Wahrscheinlichkeit, ein Element zu einer gewissen
Zeit an einem gewissen Ort so vorzufinden, wie wir uns das VORSTELLEN. Wobei
wir wahrscheinlich nur eine Vorstellung aufs Mal präsent bewusst halten können,
deshalb "entgleiten" uns alle anderen Elemente die wir potentiell in
unserer Vorstellung differenzieren und identifizieren könnten. Unser Vorstellen
wurde genau eben von diesem Prozess des Differenzieren, Identifizieren und in
Beziehung setzen Könnens gebildet.
Frage:
Alles Differenz versus alles Identisch.
Wenn alles
identisch wahrgenommen wird, kann nichts mehr erkannt werden.
Frage, wer
hier Identisches etabliert hat.
Er/sie/es
müsste per Definition im Identischen aufgehen, Teil desselben sein.
Keine
Differenz sehen versus nur Differenzen sehen läuft auf dasselbe hinaus: keine
Identität kann gebildet werden.
Bei null
Differenzieren ist Alles Eines, bei unendlichem Differenzieren verschwindet das
zu Differenzierende, nichts Identifizierbares kann erkannt werden.
Frage ist,
ob überhaupt etwas der Fall ist, oder ob es laufend entsteht während dem
Differenzieren, es als Einzelnes nur in einer Gruppe untergehen kann, es also
zwecks Gruppenbildung, zwecks Identitätsbildung vergessen gehen muss, um Gruppe
überhaupt bilden und erhalten zu können.
Nur Wald
sehen versus vor lauter Blättern Wald nicht sehen.
Muster
setzen differenzierbare, identifizierbare, sich ähnliche, wiederkehrende
Eindrücke voraus.
In Bezug
auf Sprache:
Mögliche
Struktur
\section{Physikalische
Elemente}
\subsection{Phoneme}
\subsubsection{Morpheme}
\subsection{Syntax}
Fluss
auditiver (Töne) und visueller Eindrücke (Bilder) wird fixiert auf Träger, dieser wird mit Suchmustern auf
identifizierbare Elemente durchsucht, in der Hoffnung, entweder bekannte oder
neue Muster zu erkennen:
Bewegung,
Statik, Häufigkeit, Abfolge, Dauer, Pausen, Intensität (laut, leise, hell,
dunkel), Wellenlänge und Frequenz.
Identifizierbare
Elemente werden benannt, anhand von Kriterien gruppiert.
Unterscheidbare
Muster werden benannt und bilden neue Suchmuster.