Wahrscheinlichkeit

Sunday, November 08, 2015

Ideen, Irrtümer, Linguistik

Reine Ideen existieren oder sie sind Irrtümer.

"De Tönu gliicht em Wisu meeh aus de Wisu seech sälber"
Steigerung: "Dää gliicht eehm meeh als är seech sälber"


Die Idee von Identität ist ein solches Beispiel.

Wenn die Idee von Identität darin besteht, dass es in der Welt Elemente gibt, die in Bezug auf alle wahrnehmbaren Eigenschaften und Verhaltensweisen unter allen Bedingungen, gleichzeitig und ungleichzeitig gleich sind, gibt es sie in der realen Welt nicht, ist sie folglich eine reine Idee oder durch Wahrnehmungsirrtümer entstanden.

Eine Idee muss keine Entsprechung in der wahrnehmbaren Welt haben und auch nicht in unserer Welt vorgefunden worden sein.

Die Idee von der Identität von Elementen kann nach genauer Untersuchung der wahrnehmbaren Weltgegenstände nicht bestätigt werden.

Allenfalls kann diese Idee, diese Vorstellung durch (absichtliches und unabsichtliches) Ausserachtlassen oder nicht Wahrnehmen von Differenzen entstanden sein.
Sie wäre so ein vorläufiger Irrtum, der sich bei genauer Betrachtung als solcher herausstellen wird.








Herleitung:
Differenzieren, Identifizieren, Gruppieren, Beziehung sehen oder herstellen.

Mögliche Chronologie:

1. Im Anfang: "a"

Wahrnehmung von Element "a", setzt Element "Nicht-a" schon voraus, schliesst "Nicht-a" schon mit ein, weil wovon sollte es sonst unterschieden werden können? Von sich selbst alleine kann es sich nicht unterscheiden. Es wäre mit sich identisch, ohne Anderes. Ein im Nichts schwebendes Element, wobei diese Aussage das Gegenstück zu "a" schon kreiert hat: "das Nichts".

Ausser es würde sich als Vielfaches und doch Identisches wahrnehmen, wie eine Person sozusagen. Doch was sollte vervielfacht werden, wenn es nur Eins gibt, ein "a", das erste aller Elemente?

Ausser, wir spalten das erste Element als etwas quasi im Nichts Schwebendes durch unsere Betrachtung selbst auf oder es wird vor unseren Augen ohne unser Zutun aufgespaltet. Das wäre eine weitere Frage: Tun wir es durch unsere Betrachtung oder wird es vor uns ohne unser Zutun veranstaltet.


2. Fortsetzung: Differenzieren nach a und Nicht-a

Aufspaltung oder besser Abheben von "a" in "a" und "nicht-a", also zum Beispiel "a" und "b", oder von "a" und "a's Hintergrund", vor dem es erscheint.
Alles Wahrnehmbare "a" braucht folglich mindestens einen von ihm unterscheidbaren Hintergrund, der nicht mit "a" identisch ist.


3. Fortsetzung: Anwendung einer Idee/Vorstellung von Identität
Schon etwas als nicht identisch zu bezeichnen, setzt die Idee von etwas Identischem voraus.

"a und b sind identisch, a b also eigentlich a a, mit sich selbst identisch."

Identität identifizieren

Mit den Worten eines Schulfreundes, Patrick Bucheli: "dä gliicht ehm jo meh als är seech sälber...",

was hier nicht ausdrücklich die Identität postuliert, doch mit Ähnlichkeit, die ich weiter unten behandle, der Idee nahe kommt:
Ein zweites Element "b" das mehr gemeinsame Eigenschaften mit Element "a" aufweist als das erste Element "a" mit sich selbst.
Was hinzu kommt: Implizit kann hier auch gemeint sein, dass das zweite Element "b" mehr Eigenschaften von "a" hat, als es mit eigenen Eigenschaften identisch ist.

Die Idee, dass Identität von Elementen existiert, wird auf ein erstes Spaltresultat "a" und "nicht-a" aufgedrückt, wenn willkürlich festgelegte Identitäts-Kriterien scheinbar erfüllt werden.

z.B.:

Wenn zwei Freunde am gleichen Tag im gleichen Jahr geboren sind, sind sie gleich alt. Ob eine Minute früher oder später, ist für die meisten Gesprächs-Situationen für die Beteiligten nicht wichtig.

Wasser kann als Ansammlung von identischen H2O Molekülen gesehen werden.

Wenn ich 10 Leute befrage, ob diese Haare dieser beiden Frauen rot seien und 9 von 10 bejahen, sind sie rot, weil die Mehrheit bejaht.

Die Idee von Identität beeinflusste auch unsere Kenntnisse vom Erbmaterial, das in allen Zellen identisch sein soll, was es tatsächlich nicht ist, weil dauernd Prozesse ablaufen, die es in jeder Zelle verändern.



"a a" ist eine reine Vorstellung, eine Idee, weil sie immer eine Entsprechung in der realen Welt als Beweis verlangt, die aber nicht gefunden werden kann.
Ist somit die Definition "Idee", dass sie eine Vorstellung ist, die nur mit sich identisch sein könnte, und sich bei genauer Betrachtung keine Entsprechung in der realen Welt finden wird?
Kann etwas mit sich selbst identisch sein? Oder ist das tatsächlich eine Idee, die sich nie bestätigen lassen wird.
Existiert in der realen Welt tatsächlich nur "a a" und "a b" ?

Sowohl Alltagssprache als auch wissenschaftliche Sprache verwendet die Idee von Identität für praktische Zwecke: scheinbar identische Elemente können zu Gruppen zusammengefasst werden, welche wiederum verwendet werden können, um weitere Elemente zu finden, die in die definierte Gruppe passen.

"Identität" wäre somit eine Hypothese, die jederzeit widerlegt werden kann.

Das trifft auch auf unsere wahrgenommene persönliche Identität zu: wir nehmen an, dass wir tatsächlich identisch mit der Person sind, die wir jetzt in diesem Moment wahrnehmen.
Natürlich sind wir schon in den Augen anderer Personen nicht dieselbe Person, allenfalls sind wir das Produkt Wahrnehmungen Dritter, die uns aber nicht zugänglich sind.

Differenzieren

Differenzieren setzt ein potentiell wahrnehmungsfähiges, teilbares Element voraus. Dieses muss sich von etwas Anderem unterscheiden lassen. Insofern braucht es eine (selbst-)tätige Aufteilung. Wie ein Urknall, der aus Nichts teilbare, mindestens zwei differenzierbare Elemente hervorbringt.
Etwas für identisch erklären, stellt eine 1:1 Beziehung zwischen mindestens zwei wahrgenommenen differenzierten Elementen her.
Wie eine erste vorgestellte Strecke zwischen zwei ersten Elementen. Die ersten beiden Elemente würden so als etwas Anderes, Differenziertes und doch Identisches an beiden Enden der Strecke vorgestellt.
Differenzieren eines Differenzierten und anschliessendes Gleichstellen beider Elemente, für identisch erklären, ist Voraussetzung zur Etablierung von Identität.
Das heisst, dass überhaupt davon gesprochen werden kann, dass etwas Identisches existieren könnte, muss zuerst etwas von etwas anderem unterschieden werden können. Es bräuchte also mindestens zwei wahrnehmbare "Ur-Elemente", die im Nachhinein als gleich deklariert werden könnten.
Was offensichtlich falsch ist, denn wie sollen zwei Elemente in Bezug auf alle zeitlichen und räumlichen Eigenschaften identisch sein können, wenn wir uns nur einem gleichzeitig widmen können?
Insofern ist die Idee "Identität" wirklich "nur" eine Idee, eher eine Illusion, die keine Entsprechung findet. Und doch ist diese Idee Voraussetzung, um überhaupt von und über etwas sprechen und denken zu können, genausosehr wie die Differenz. Doch am Anfang des Wahrnehmens und Denkens steht die menschliche Aktivität des Differenzierens von mindestens einem Element von mindestens einem anderen.
Ohne Unterscheidung durch menschliches Wahrnehmen wäre auch Sprache und Denken nicht möglich.
Differenzieren ist Voraussetzung für Differenzen, Differenzen sind Voraussetzung für die Vorstellung von Identität, die jedoch jederzeit wieder aufgelöst werden kann, durch Auffinden von Differenzen zwischen vorerst als identisch erklärten Elementen.

Ähnlichkeit

Und Ähnlichkeit? Ähnlichkeit ist ein abstrakterer Begriff als Identität, weil er von Identifiziertem, Gruppiertem ausgeht, zulässt, dass gewisse Elemente zur Gruppe gehören, die nicht alle zur Identität (Gleichheit) notwendigen Elemente (Eigenschaften, Attribute?) aufweist.
Wobei zu bemerken ist, dass es in diesem Sinn gar nie etwas 100 Prozent Identisches, Gleiches geben kann, vor allem wenn wir alle möglichen Dimensionen in Raum und Zeit mitbetrachten.
In diesem Sinne ist auch eine etablierte Ähnlichkeit eine Gruppe unidentifizierter Elemente. Zumindest nicht abschliessend identifizierten (bestimmten) Elementen.
Auch hier besteht nur eine bestimmte Wahrscheinlichkeit, ein Element zu einer gewissen Zeit an einem gewissen Ort so vorzufinden, wie wir uns das VORSTELLEN. Wobei wir wahrscheinlich nur eine Vorstellung aufs Mal präsent bewusst halten können, deshalb "entgleiten" uns alle anderen Elemente die wir potentiell in unserer Vorstellung differenzieren und identifizieren könnten. Unser Vorstellen wurde genau eben von diesem Prozess des Differenzieren, Identifizieren und in Beziehung setzen Könnens gebildet.

Frage: Alles Differenz versus alles Identisch.

Wenn alles identisch wahrgenommen wird, kann nichts mehr erkannt werden.

Frage, wer hier Identisches etabliert hat.

Er/sie/es müsste per Definition im Identischen aufgehen, Teil desselben sein.

Keine Differenz sehen versus nur Differenzen sehen läuft auf dasselbe hinaus: keine Identität kann gebildet werden.
Bei null Differenzieren ist Alles Eines, bei unendlichem Differenzieren verschwindet das zu Differenzierende, nichts Identifizierbares kann erkannt werden.

Frage ist, ob überhaupt etwas der Fall ist, oder ob es laufend entsteht während dem Differenzieren, es als Einzelnes nur in einer Gruppe untergehen kann, es also zwecks Gruppenbildung, zwecks Identitätsbildung vergessen gehen muss, um Gruppe überhaupt bilden und erhalten zu können.

Nur Wald sehen versus vor lauter Blättern Wald nicht sehen.

Muster setzen differenzierbare, identifizierbare, sich ähnliche, wiederkehrende Eindrücke voraus.

In Bezug auf Sprache:

Mögliche Struktur

\section{Physikalische Elemente}


\subsection{Phoneme}


\subsubsection{Morpheme}
           

\subsection{Syntax}



Fluss auditiver (Töne) und visueller Eindrücke (Bilder)  wird fixiert auf Träger, dieser wird mit Suchmustern auf identifizierbare Elemente durchsucht, in der Hoffnung, entweder bekannte oder neue Muster zu erkennen:
Bewegung, Statik, Häufigkeit, Abfolge, Dauer, Pausen, Intensität (laut, leise, hell, dunkel), Wellenlänge und Frequenz.
Identifizierbare Elemente werden benannt, anhand von Kriterien gruppiert.
Unterscheidbare Muster werden benannt und bilden neue Suchmuster.