Konsequenzen II
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Possession, alienable und inalienable, werden in verschiedenen Sprachen unterschiedlich markiert, was soll das heissen Possession, Eigentum, Besitz, Nähe, für wie lange?
Baal ha beit im Hebräischen ist der Hausherr, der Hauseigentümer, er ist auch der Ehemann, derjenige der die Frau besitzt, trägt, er trägt sie also.
Geht es um den Besitz oder die Beziehung?
Bei Kindern bin ich der Vater, klarer ist immer die Mutter, weil man das Kind heutzutage noch aus ihrem Leib gepresst sieht, doch auch das muss nicht sein, sie kann Leihmutter sein, eines Tages müssen keine leiblichen Mütter mehr notwendig sein. Geht es dann um den Besitz, die Beziehung, das Verhalten gegenüber Objekten oder mitsamt alles?
Wenn Sprachen Besitz unterschiedlich markieren, würden die Sprecher aus dieser Kultur dies auch an einem anderen Ort in einer anderen Sprache tun, weil ihnen das Verhalten zu den besessenen Objekten kulturell eingeübt ist oder würden sie in einer anderen Muttersprache ein anderes Verhältnis zu Besitz, Eigentum und Beziehung herstellen?
Verpflanzte man alle nordamerikanischen Indianer nach Südafrika an die Fussball WM, liesse alle Kinder die geboren werden weil die Indianer Mannschaft gewonnen hat in südafrikanischen Schulen einschulen, hätten sie das selbe Verhalten gegenüber Objekten und deren Zugehörigkeit?
Verhalten wir uns gegenüber Objekten so, wie uns die Sprache nahelegt uns zu verhalten?
Prägt die Kultur die Sprache oder umgekehrt? Oder beides: handelt es sich hier wieder um eine Wechselbeziehung im Zeitablauf, die gruppeninternen und gruppenexternen Einflüssen unterworfen ist, also beide sich gegenseitig beeinflussen? Alles im Fluss also?
Es scheint uns wichtig zu sein, in gewissen Situationen die Richtigen Worte und Anreden zu finden.
Wir fühlen uns geehrt, ernst genommen oder gegenteilig. Ein Sie an der richtigen Stelle, ein Du an der falschen, usted, tu, vous, tu, wir verhalten uns meistens anders, mit Leuten, die in Höfllichkeitsformen angesprochen werden.
Verhält sich das gleich mit allen Objekten, d.h. hätten wir in unserer Sprache Höflichkeitsformen für Tiere, Bäume usw. würden wir uns ihnen gegenüber anders verhalten?
Woher kommt der Anlass, für bestimmte Objekte spezifische/markierte Formen in unserer Sprache zu gebrauchen?
Bei Machtverhältnissen liegt es auf der Hand, Distanz herstellen, Gruppenordnung aufrechterhalten durch Ehrbezeugungen usw., doch warum sollte dies gegenüber anderen Objekte so sein?
Es gab in der Schweiz in den 80er und 90er Jahren eine erhebliche Diskussion über die sprachliche Behandlung von Weiblichem und Männlichem.
Diese muss implizit davon ausgehen, dass zwischen der sprachlichen Differenzierung/Markierung von weiblich und männlich und dem Verhalten gegenüber Weiblichem und Männlichem ein Zusammenhang besteht.
Gegner-innen von "Mitgliederinnen" könnten so als Konservative, Hüter-innen des Status Quo in Bezug auf die Geschlechterungleichbehandlung interpretiert werden, Befürworter-innen als Verfechter von "Ändert die Sprache, so ändert sich das Verhalten" gegenüber Objekten, hier Frauen und Männer.
Falls dieser Zusammenhang zwischen sprachlicher Differenzierung und verändertem Verhalten tatsächlich gegeben ist, müssten Tierschützer auch auf einer sprachlichen Differenzierung gegenüber Tieren, Naturschützer gegenüber allem Natürlichen, Kunstschützer gegenüber allem Künstlichen und Kunst, Eheschützer gegenüber Ehepartnern usw...
Wenn kein Zusammenhang besteht, können wir jeden ein Arschloch und alles bullshit nennen wie es uns beliebt.
Geht es also tatsächlich auch um Bewahren und Verändern von Herrschaftsverhältnissen, wenn wir von Muttersprache, Integration, Assimilation sprechen?
Geben wir nun weltweit grossen Wellen (heute weiss jeder was ein Tsunami ist) oder Vulkanen eine andere Andrede, zum Beispiel Tsunami-Sie, Sie Kräftige oder Sie Kräftiger? Oder sprechen wir von Henker- statt Richterskala, Gleichrichterskala? Machen wir diese Anpassung einmalig, oder fügen wir diese sprachliche Ungleichbehandlung als Regel ein, die gleichzeitig uns anzeigt, wie wir uns gegenüber entsprechend referierten Objekten zu verhalten haben, also nicht mehr indifferent, sondern der Anrede folgend?
Blasphemie für Natur käme in Mode, weil Fluchen und Regelbrechen Freude macht, als Ventil funktioniert, so im Stil von "Herr xy, mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch".
Hätten wir keine Umweltprobleme, wenn alle Menschen höflich mit der Natur sprächen?
Noch einmal: wie stelle ich die die Beziehung von Objekten zu den Lauten die wir gebrauchen her?
Spielt die Betonung beim Anblick von Objekten auch eine Rolle? Reicht die reine Codifizierung, sprachliche Differenzierung nicht aus, wenn ich die Augen dabei Rolle oder die Finger beim Anblick und Aussprache kreuze?
Für wen, für wie viele sollen solche Differenzierungen überhaupt relevant sein?
Herrscht ein grosser Wettbwerb verschiedener Sprachgruppen?
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