Wahrscheinlichkeit

Friday, June 04, 2010

Konsequenzen I

Noch einmal, was kann man wissen?

Was hat mich Linguistik die letzten Monate gelehrt?

Dass Menschen alle möglichen Formen von Geräuschen mit ihrer Luftröhre, Rachen, Mundhöhle, Zunge und Zähnen machen, viel, wenig, keine Luft nach aussen lassen, Luft einlassen und Geräusche machen, schnalzen, vibrieren, gurgeln, im Stakkato, abgehackt oder gebunden wie einem ligato, piano, forte, Agogik brauchen, alles damit Luftbewegungen von ihnen zu anderen gelangen, um der Reaktion zu Harren die dadurch ausgelöst werde.

So lange jemand die Luft nicht anhält, tönt es, und zwar in einem ununterbrochenen Strang, nicht mit wohlgeformten, abgegrenzten Einheiten.

Und das alles soll uns Lachen und weinen lassen?

Die stummen Repräsentanten dieser Geräusche, dieses Rauschens klappern hier vor mir her, Schriftzeichen, die wie die Geräusche uns lachen und weinen lassen können.

So wie ein Film der Bilder zeigt, die wir zusammensetzen zu einer Geschichte der wir folgen können.

Erstaunt war ich tatsächlich darüber, wie stark Sprache doch ein Sprechakt ist und recht wenig mit Schriftzeichen zu tun haben muss.

All das was mit menschlicher Sprech-Handlung, Sprachgebrauch im steten Kontext zu tun hat, Implikaturen zulässt, d.h. etwas mitzuteilen ohne dass dies explizit gesagt wird, all das was wir als Kinder und Jugendliche schon so ausgiebig mit Augenrollen begleiten konnten, Feinde ausschlossen, Freunde einschlossen in unserem Austausch, all das umgibt uns schon lange, wir machen davon Gebrauch. Brauchen wir mehr, wozu?

Gibt es eine fremde Zaubersprache oder sprechen wir alle eine Zaubersprache die herstellt was wir aussprechen?

Oder entwickeln wir Sprache mit Sprache weiter, finden neue Spielformen, neue Lautfolgen, neue Zeichenfolgen die wir miteinander teilen können, die wir zum Gegenstand unseres weiteren Gesprächs machen, etwa so wie wenn wir alle in ein Museum gehen und das Bild anstelle der Landschaft besprechen?

So wie wenn wir ausdauernd ausschliesslich in von uns gebauten Gebäuden leben, die wir laufend immer wieder umbauen und renovieren?

So wie alle mit Wasser kochen sprechen alle Menschen mit Lauten.

Eigenartig ist wie wir Lautfolgen gruppieren, wie diese Gruppierungen in verschiedenen Abfolgen uns einmal stimmig, manchmal unstimmig erscheinen.

Was sind denn alles Taten, Handlungen, welchen Stellenwert nehmen neben ihnen die Geräusche ein, die wir äussern oder die Schriftzeichen die wir einander zeigen dabei, vorher, während und danach?

Lenken wir unsere Taten tatsächlich Lauten, Geräuschen und Zeichen folgend?

Oder ist es umgekehrt? Folgen Laute, Geräusche und Zeichen den Taten, so wie ein Finger eine Saite in Schwingung bringt, der Finger bewegt sich geräuschlos, die Saite bringt die Luft zum Schwingen?

Gleicht unser Sprechen unserem Herzschlag oder unserer Hand die sich zur Flasche bewegt, sie ergreift, sie zum Mund zu führt, um unseren Durst zu stillen?

Was zeigte mir die Linguistik weiter?

Dass die gruppierten Laute bezeichnet werden können, dass diese Zeichen sie vertreten können, dass in jeder Sprache Regelmässigkeiten und Unregelmässigkeiten in Abfolgen der Laute und Zeichen festgestellt werden können, dass diese auf alles und nichts referieren können?

Unter welchem Aspekt soll ich Sprache nun betrachten?

Als Poesie, als Raketenlaufbahnberechnung, als Pick-Up Line in einer Bar, als Lob und Tadel meiner Kinder, als Programm in meinem Kopf, das ich selbst programmieren kann, als Tosca oder als i promessi sposi?

Wie wird diese Referenz, Beziehung zwischen Lauten/Zeichen und Referenten, Bezeichnetem hergestellt?

Durch Dressur?

So wie ein Kleinkind das Lächeln imitiert?

Sind Laute mit Wiesen, Flüssen, Seen zu vergleichen, in denen wir gehen, Schwimmen, Motoren und Schiffe bauen um uns in ihnen zu bewegen?

Die Lautfolgen die wir brauchen sind entweder dieser Lautnatur angepasst oder sie gehen unter, als Kreuzfahrtschiff im Altersheimteich, als Frosch im Mittelmeer, als Ameise auf dem Kililmantscharo?

Kreieren wir so laufend unsere Tierchen und schauen, wie sie sich behaupten?

Ob wir Sprechen, Schreiben, Muskeln antrainieren, Singen, Tanzen, uns füttern?

Mit Absicht, Ziel oder ohne?

Spielt es eine Rolle (was meine ich damit?), ob gruppierte Lautfolgen in einer Sprache bei der Referenz auf ein Objekt einen weiteren Laut anfügen, in einer anderen Sprache dies jedoch unterlassen wird?

Die animacy-hierarchy, die Tatsache dass in einigen Sprachen Objekte die emotional näher sind, verschiedene Lautfanfügungen haben als Objekte, die emotional entfernter sind? In anderen Sprachen dies ausgelassen wird?

Dass genus zwei Kategorien haben kann oder auch 5 und mehr?

Dass auch numerus mehr als nur Einzahl und Mehrzahl sein kann, sondern lautlich differenziert werden kann für mehr oder weniger Leute die in-/ausbegriffen sind?

Auf wen oder was soll bei welchen Lauten referiert werden, wer oder was gehört wann aus welchem Grund in welchem Kontext dazu, wer oder was nicht?

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